Samstag, 24. Oktober 2015

Broadcast yourself!

Facebook und Google mögen eklige, schleimige Corporate-Monster mit riesigem Datenhunger und Profitgier sein, wie meine Kollegin in ihrem letzten Blogeintrag feststellt, jedoch lässt sich mit diesen Medien auch ziemlich viel Geld verdienen, wenn man sie richtig nutzt. Der Schwede PewDiePie macht es vor. Der amtierende YouTube-König Felix Arvid Ulf Kjellberg, wie er mit richtigem Namen heisst, besitzt bald 40 Millionen Abonnenten und seine Videos wurden über 10 Milliarden angesehen bzw. angeklickt. Und was tut er?
 
 













 
Er spielt Tag für Tag Videospiele und kommentiert diese mit zahlreichen Fluchwörtern und Fäkalhumor, aber auf eine stets unberechenbare und irgendwie doch charmante Art für seine Fangemeinschaft, die sogenannte „Bro-Army“. Welche wohlbemerkt nicht nur aus männlichen „Bros“ besteht. Die blauen Augen des gutaussehenden Schweden ziehen auch viele weibliche Zuschauer an. Mit seinen Videos verdiente er letztes Jahr laut Schätzungen 6,8 Millionen Euro.

Beim Anblick solcher Summen kommt schnell der Gedanke auf, dass es sich lohnen könnte, das Betriebswirtschafts-Studium zu schmeissen und videospielende YouTubers zu werden. 
Nun, wie wird man denn überhaupt erfolgreich auf YouTube? Zahlreiche Videos und Webseiten (hier oder hier) versuchen die Gründe für den Erfolg von PewDiePie aufzuzeigen und geben Tipps, wie man Klicks auf YouTube generiert. Zusammenfassend lässt sich Folgendes festhalten: 
 Man sollte
  • mit seinen Videos eine Nische finden.
  • den Video-Content lustig, schockierend, leidenschaftlich, fundiert und/oder inspirierend gestalten.
  • oft und regelmässig neue Videos hochladen.
  • die Videos mit kulturell relevanten Tags versehen, damit diese auch auf dem Netz gefunden werden.
  • mit anderen YouTubern netzwerken und kollaborieren.
  • aktuelle Themen behandeln.
  • die YouTube-Community einbeziehen und mit ihnen kommunizieren (auch über andere Medien wie Twitter, Facebook etc.
  • diese Webseiten und Social Accounts miteinander verlinken.
  • dafür sorgen, dass der eigene YouTube-Channel anziehend gestaltet ist, einen coolen Namen besitzt und die eigene Persönlichkeit möglichst kreativ wiederspiegelt. Die Zuschauer sollen beim Channel das Gefühl erhalten, dass hier etwas Professionelles und Leidenschaftliches betrieben wird und man bereit ist, alles für diesen Channel zu tun.
Als Schweizer lässt sich zudem festhalten, dass man, falls man PewDiePie-Status-Ambitionen hat, die Videos am besten nicht in der Landessprache Schweizerdeutsch produziert. Die bekanntesten Schweizer YouTubers veröffentlichen ihren Content mehrheitlich in französischer oder englischer Sprache. Julia Graf zum Beispiel ist eine der wenigen YouTuberinnen in der Schweiz, die mit ihren Videos als MissChievous den Lebensunterhalt verdienen kann. Wie lange sie dies jedoch mit auf Englisch gesprochen Makeup-Tutorials für ein doch eher jüngeres Zielublikum noch tun kann, ist unklar. Tag für Tag werden neue Schminktipp-Videos von jüngeren Konkurentinnen produziert, mit denen sich die Zuschauerinnen gleichen Alters besser identifizieren können. Deshalb besitzt Julia Graf einen Plan B: Sie versucht die Inhalte ihrer Videos mit Vlogs zu anderen Themen als Makeup zu diversifizieren und so ein neues Publikum aufzubauen.   

Auch bei PewDiePie muss man sich fragen, ob seine bubenhaftes Auftreten bei seinen mehrheitlich im Teenager-Alter befindlichen "Bros" noch ankommt, wenn ihm dann die ersten graue Haare spriessen. Notfalls kann er sich aber auch frühpensionieren lassen, von seinen Millionen an Werbeeinnahmen leben und „alleine“ Videospiele zocken (bzw. zusammen mit seiner Freundin, die übrigens auch oft und gerne Schminktipps gibt).

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